Sa. 07.10.2017 / So. 08.10.2017 – Inseltour
Sightseeing auf Koh Tao … haben wir ja eigentlich schon gemacht. Zumindest unter Wasser. An Land gibt es was Sightseeing angeht jetzt nicht so viel zu entdecken. Wobei. Bar neben Bar, oder die verschiedenen Strände. Der Tempel, die Schule, einen kleinen Nachtmarkt. Passt ja eigentlich in unsere Planung. Wollten ja eh für ein, zwei Tage einen Roller mieten und damit über die Insel düsen.
Praktischerweise ist einer der unzähligen „Rent a Bike“ Stände direkt vor unserem Hotel. Kurzerhand packen wir den Rucksack und werden beim „Vermieter“ vorstellig. Er erklärt uns die Konditionen. Versicherung gibt‘s nicht, sowas ist deutscher Luxus. Wer sich auf die Nase legt, zahlt den Schaden gefälligst selbst. Führerschein will er keinen sehen, der Reisepass muss als Pfand bleiben – egal, wenn’s schief geht hat Ashley halt keinen Pass mehr, was eigentlich gar nicht so schlimm ist, sie will ja eh hier bleiben 😉. Wir legen ihm 400 Baht (ca. 10€) für zwei Tage als Miete auf den Tisch. Er händigt uns noch zwei Nussschalen (Helme) aus. Die Helme passen weder Ashley noch mir und werden kurzerhand unter den Rollersitz ins Helmfach verfrachtet. Ein Mal im Leben wollen wir das Gefühl erleben wie es ist, ohne Helm über Koh Tao zu fegen. Bevor wir losdüsen, machen wir noch ein Video vom Roller sowie Nahaufnahmen von allen Schäden. Wir fallen jedenfalls nicht auf die Touristenabzocke rein, dass wir für Schäden aufkommen sollen, die nicht von uns verursacht sind. Der Vermieter merkt, dass wir informiert sind und schreibt zusammen mit uns einen „Schadensbericht“. Dann bekommen wir den Schlüssel zum 125er Honda Automatik Roller. „Hooooonda“ – genau mein Ding. Ich mache die Augen zu, stelle mir vor ich sitze auf meiner 600er CBR, drücke den Anlasser. Ernüchterung, ein leises blubbern. Okay, ist halt doch nur ein kleines Motörchen. Besser wie nix. Ashley sitzt hinten auf und wir fahren los. Zieht ganz gut weg, der Roller, denke ich. Lieber mal kurz die Bremsen testen, denke ich sofort. Ich ziehe die Bremshebel. Also Anker werfen ist was anderes. Sei froh, denke ich, dass es überhaupt langsamer wird. Mir wird klar, es gibt drei Optionen: a) Vorausschauend fahren und rechtzeitig bremsen, b) Yolo (You only live once – du lebst nur einmal), mach’s wie die Thais, bremsen ist für Anfänger, Hupen und ausweichen, c) zurück zum Vermieter und nen anderen Roller holen. Na gut, c) ist eigentlich gar keine Option, denn nochmal Video’s und Schadensbericht von nem Roller machen, der am Ende wahrscheinlich noch schlechter bremst – genau, ist keine Option. Die Vernunft sagt, nimm a), ich sage, nö, ich nehme b) denn a) ist auch keine Option – vorausschauendes fahren ist hier sowieso nonsens.
Wir erreichen die Hauptstraße. Links schauen, rechts schauen, nochmal kurz dran denken, dass die verrückten hier im Linksverkehr unterwegs sind, zur Sicherheit kurz hupen – das mach ich jetzt total gerne, hupen hilft hier wunder und verschafft Respekt, denn jeder schaut erstmal was da wieder für ein verrückter kommt (ok, mein gekichere und singsang während dem fahren tragen zu dem Eindruck auch bei), vor lauter schauen kommen die dann wenigstens nicht auf die Idee mir in den Weg zu fahren, also hupen! – und wir brausen los. Nach etwas weniger als 20 Minuten kehren wir bereits um. Der Himmel zieht zu, wir wissen inzwischen, dass dies das Kommando: Schnurstraks ins Hotel oder Bar bedeutet. Mit Vollgas fahren wir zurück zum Hotel. In sprichwörtlich letzter Sekunde kommen wir an. Kaum schließe wir unsere Zimmertür auf, öffnen sich die Schleusen! So ein Dreck, denken wir uns. Zum Glück regnet es nur kurz und wir setzen unsere Tour fort. Unser erstes Ziel ist der höchste Aussichtspunkt auf Koh Tao, die Sky View Bar. Die Route zum Ziel führt uns auf der Hauptstraße Richtung Norden. Irgendwann biegen wir rechts weg. Die Straße wird steiler. Wir halten kurz an um zu prüfen, ob wir überhaupt noch richtig sind. Hier müssen wir links weg sagt Google Maps. Links weg heißt, runter von der geteerten Straße und rein in einen Weg, der kaum breiter ist wie ein Auto. Wir haben ja zum Glück einen Roller, scherzen wir und fahren tiefer und tiefer in den Jungle hinein. Der Luxus eines geteerten Weges erledigt sich ziemlich schnell. Eine Mischung aus Dreck und kleinen Steinchen steht uns fortan als fahrbarer Untergrund zu Verfügung. Der Regen hat sein Übriges dazu getan. Umkehren ist keine Option, wir wollen da hoch. Langsam und stetig fahren wir weiter. Vorne Bremsen ist so lala, das Rad fängt sofort an zu Rutschen. Einige Zeit später kommen wir zu einem geteerten Stück. Ach wie schön, mitten im Nirgendwo eine geteerte Fahrbahn. Die Freude ist von kurzer Dauer, denn der Sinn erschließt sich, als wir sehen, wie steil hinauf es hier auf ein Mal geht. Ich rufe nur noch „Festhalten“ nach hinten, drehe rechts auf Vollgas, nehme so viel Schwung wie möglich und schicke Stoßgebete in den Himmel, dass wir irgendwie da hochkommen. Wir werden langsamer. Noch langsamer. Noch viel langsamer. Wir bleiben stehen, Ashley springt Gedankenschnell ab. Ich ziehe die Bremsen, rutsche aber langsam Rückwärts. Scheiße, Gas. Der Honda Motor jault auf, schafft es gerade so mich in Schrittgeschwindigkeit die letzten Meter den Berg hoch zu befördern. Oben angekommen setzt erst mal der Lachflash ein – wir schauen uns an, sagen nur Abenteuer und fahren weiter. Mitten im Nirgendwo kommen wir dann tatsächlich beim Viewpoint an. Ein Vorteil der Offseason ist, dass wir alleine dort sind 😊. Der Eintritt ist ein Getränk. Ice-Cappuccino für mich, Cola für Ashley und dann den atemberaubenden Blick genießen. Foto und Drohne halten diese Momente für und mit uns fest.
An den Rückweg mag ich gar nicht denken. Mangels Motorkraft den Berg fast nicht hoch zu kommen ist das Eine. Ohne vernünftige Bremsen den selben Berg wieder runter zu kommen, das Andere. Hilft aber nichts. Ashley sitzt auf, die GoPro nimmt auf. Wenn’s schon schief geht, dann bitte auf Video. Los geht’s. Mit komplett gezogener Hinterrad-Trommelbremse und gerade so viel Bremskraft vorne, dass wir noch nicht die Haftung verlieren, schaffen wir irgendwie den Weg zurück auf befestigte Straßen. Vom nördlichen Ende der Insel machen wir uns auf die ca. 7,5km lange Fahrt ans südlichste Ende der Insel. Dort ist ein weiterer, toller Aussichtspunkt, welchen wir gerne auf unserer kleinen Rundfahrt mitnehmen möchten. Dieses Mal müssen wir die letzten 250m zu Fuß gehen. Aber der kurze Marsch zur Spitze des Aussichtspunktes, in Form einer Felsformation, die es erst zu erklimmen gilt, belohnt für jeden vergossenen Schweißtropfen auf dem Weg nach oben. Die ganze Insel vor unseren Augen – das Panorama lassen wir erstmal auf uns wirken. Kamera und Drohne halten wie immer alles mit uns fest.
Da der Regen uns einen Schauer durch den Zeitplan gemacht hat, schaffen wir das dritte Ziel zeitlich nicht mehr. Dafür genießen wir den Sonnenuntergang am zweiten Aussichtspunkt bevor wir uns auf den Weg zurück ins Hotel machen um uns frisch zu machen für den Abend.
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Der Sonntag kündigt sich als total verregneter Tag an. Der Wetterbericht lügt nicht. Wir legen unsere Pläne für heute kurzerhand auf Eis und entschließen uns zu einer kleinen, süßen Kaffee-Bar direkt am Strand zu fahren. „KoPPee“ wurde uns von einer Reisenden empfohlen, die auch schon länger auf Koh Tao hängen geblieben ist. Wir „Frühstücken“ ein Frittiertes-Hähnchen-Sandwich-mit-Thousand-Island-Dressing. Ist ja schließlich schon fast 12:00 Uhr. Nach dem Essen bringen wir die Kindle zum Glühen und lauschen entspannt dem Plätschern des Regens im Meer. Mehr Chillout geht nicht. Während wir auf besseres Wetter warten, entdecken wir, dass der Nachbar der Koppee Bar eine Schildkröten-Aufzuchtstation ist. In 6 offenen Becken sind ca. 15-18 Babyschildkröten verteilt – so süß wie sie durchs Becken schwimmen. Jetzt haben wir auf der Schildkröteninsel doch noch echte Schildkröten gesehen. Wir kommen mit einem der Helfer ins Gespräch und fragen ihn über die Aufzucht und Fakten zu Schildkröten aus. Wir wussten zum Beispiel nicht, dass diese das Tauchen erst erlenen müssen. Die ersten Wochen nach dem Schlüpfen halten sich die Babys an der Küste und der Wasseroberfläche auf. Nach und nach beginnen sie Ihre Tauchgänge, die mit der Zeit immer länger werden. Die Schildkröten in den Becken üben auch schon fleißig.
Der Regen macht leider nicht die Anstalten in naher Zukunft aufhören zu wollen. Wir entschließen uns das „Warten“ aufzugeben, bezahlen und setzen uns auf den klitschnassen Roller. Ashley rückt mir so nah auf die Pelle, dass kein Regentropfen auch nur irgendwie die Chance hätte ihre Körperfront zu erreichen. Und schon brausen wir durch den Regen in Richtung Hotel. Fühlt sich an wie eine Dusche mit 29° Wassertemperatur. Einmal Nass von Kopf bis Fuß, könnten wir jetzt auch noch Stunden so weiterfahren, tun wir aber nicht 😉. Müssen schließlich noch die Koffer packen, denn morgen geht’s mit der Fähre und dem Bus wieder nach Bangkok bevor wir am Dienstag dann nach Deutschland zurückfliegen.
P.S.: Wir sitzen gerade am Flughafen in Amsterdam und warten auf das Boarding nach Stuttgart. Wir merken den Jet-Lag langsam. Durchhalten. Wir hören schon das Wasserbett nach uns rufen.