Als wir aufstehen, liegen wir zum Glück noch genau da, wo wir geankert haben. Die Nachtwache hat gut funktioniert und unser Anker hat gehalten. In der Highbourne Cay gibt es Nurse Sharks, die ungefährlich sind und mit denen man schwimmen kann. Eigentlich war das eines unserer Ziele. Leider ist es zu früh, denn die Fischerboote, die mit ihren Fischabfällen die Nurse Sharks anlocken, sind noch nicht wieder eingelaufen. Es ist so, wie es ist. Wir können nicht warten. Das höhere Ziel ist, die schwimmenden Schweinchen zu besuchen, deswegen müssen wir los. Vielleicht gibt es auf der Rückfahrt die Möglichkeit noch mal in der Highbourne Cay vorbeizufahren.

Zuerst wollen wir Normans Cay ansteuern, um ein Flugzeugwrack anzuschauen, dass dort vor vielen Jahren abgestürzt ist. Roland und Thilo haben einen überragenden Plan, damit wir schneller ans Ziel kommen: Wir nehmen die kürzere Route östlich der Inselkette. Schon nach einigen Minuten geht es ganz schön zur Sache. Die Wellen sind meterhoch und klatschen mit voller Wucht gegen das Boot. Es schaukelt unglaublich. Ich habe richtig Angst, Ashley kämpft hart mit der Übelkeit… Thilo und Roli sind hoch konzentriert und wollen tatsächlich Segel setzten. Als ich das höre, bekomme ich noch mehr Angst. Ich lenke mich damit ab Geschirr und herumfliegendes Obst in Sicherheit zu bringen. So fahren wir circa 1,5 Stunden. Im Nachhinein müssen wir unsere wagemutigen Kapitäne loben. Segel zu setzen hat das Boot stabilisiert.

Alle sind heilfroh als wir endlich Normans Cay erreichen, denn dort ist das Wasser wesentlich ruhiger. Nach dem Ankern machen sich zuerst Roli, Ashley, Alex und ich mit dem Dinghi auf dem Weg zum Wrack. Ashley ist als erste im Wasser und ruft uns zu: „Wooow, da sind sooo viele Fische!“. Ich freue mich maßlos (habe doch so ein bisschen Bammel vor den Fischen) 😉. Dennoch traue ich mich ins Wasser und wir schnorcheln zu viert um das Wrack. Alex entdeckt einen großen Rochen, der es sich unweit des Wracks im Sand gemütlich gemacht hat. Wir schwimmen vorsichtig näher heran und bestaunen dieses tolle Tier. Als wir zurück an Bord sind, machen wir einen fliegenden Wechsel und Gruppe 2 zieht los, um sich das Wrack anzuschauen.

Nach kurzer Zeit sind wir wieder vollzählig und machen uns auf den Weg zur Warderick Wells Cay. Dort wollen wir die Nacht verbringen und uns den Boo Boo Hill anschauen. Wir fahren ziemlich lange und kommen circa 45 Minuten vor dem Sonnenuntergang an. Genug Zeit für die Jungs noch ihren selbst gebauten Subwing zu testen. Der Subwing besteht aus zwei Brettern, die in der Mitte mit einem Gelenk verbunden sind. Er ist an einem Seil befestigt und wird hinter dem Dinghi hergezogen. Man hält sich an den Brettern fest und kann sich so unterhalb der Wasseroberfläche ziehen lassen. Durch Drehen der einzelnen Bretter ist es sogar möglich sich um die eigene Achse zu drehen. Sie haben jede Menge Spaß und es funktioniert deutlich besser als der Prototyp, den wir vor zwei Jahren in Kroatien dabeihatten.

Zum Abendessen gibt es heute ein leckeres Curry mit viel Gemüse. Von unseren Kochkünsten und unserem Improvisationstalent sind wir alle positiv überrascht. Die Nacht verbringen wir an einer Boje, also müssen wir nicht aufstehen um die Lage zu überprüfen. Allerdings gibt es eine andere Tatsache, welche die Nacht spannend macht: Die Wassertiefe unter Kiel beträgt gerade noch so 0,5 Meter. Und die Ebbe kommt noch…

— Gastbeitrag von Tanja —