„Huhu, seid ihr schon wach?“ Roli’s Kopf erscheint an unserem Dachlukenfenster. Mist, schon das 2. Mal bei der Reise verschlafen. Segeln macht total Spaß, ist aber echt anstrengend. Ausgemacht ist, dass wir um 7 Uhr mit dem Dinghy über den Bahamas-Amazonas düsen. Es ist 6:47 Uhr. Schnell machen Alex, Alina, Thilo und ich uns fertig. Tanja die gute Fee hat Gott sei Dank schon eine Runde Tee für uns alle aufgekocht. So müssen wir dann nicht mit leeren Magen los.
7:15 Uhr düsen wir dann zu acht im 5-Mann-Dinghi los. Bei Vollgas ist es dann ungefähr so schnell wie eine Omi mit ihrem Rollator. Tatsächlich ist der Wasserstand wie von Thilo und Roli vorhergesagt über Nacht soweit angestiegen, dass wir problemlos den kompletten Fluss überqueren können. Die Wurzeln der Mangroven sind nun vollständig mit Wasser bedeckt. Die Landschaft sieht komplett anders aus. Am Ende des Flusses werden wir von einem wunderschönen weißen Sandstrand überrascht – Sand, so fein wie Mehl und das Meer schillert in den schönsten blau und türkis Tönen. Wir verewigen uns im Sand mit dem Wort Bahamas und Alex lässt seine Drohne für atemberaubende Bilder in die Luft.
Da der Strand eine so tolle Kulisse ist, wird kurzerhand ein Fotoshooting gestartet. Nachdem die Paarposen und Gruppenshots im Kasten sind, trennen wir uns von dem tollen Anblick. Ab zurück zum Katamaran und zu unserem letzten Inselziel Allan’s Cay.
Die Mini-Drachen sind los in Allans Cay
Es ist ein ruhiger Segelvormittag. Das Frühstück wird kurzerhand auf dem Boot nachgeholt. Leichte Wellen und eine Brise tragen uns schnell an Ziel. Als wir in die Bucht einfahren, sehen wir am Strand auch schon die ersten Leguane in der Sonne baden. Das Wasser ist wieder einmal unbeschreiblich türkis-blau und klar wie ein Alpensee. Wir lassen den Anker runter und machen uns für die Dinghy-Überfahrt fertig.
Am Strand angekommen, wirkt dieser auf einmal ziemlich eng. Ich höre es laut im Gebüsch rascheln. Oh nein – hat sich da etwa eins der schwimmenden Schweine hin verirrt? Das rascheln und knirschen wird immer lauter und dann … taucht ein etwa 50cm großer Leguan aus dem Gebüsch auf. Puh, ok, der ist ja klein. Und Allein. Das kann ich händeln.
5 Minuten später:
OK, ich revidiere die Aussage. Auf einmal sind überall Leguane. Wir sind umzingelt. Der Dinghy-Motor hat die Urzeittiere wohl aus dem Dornröschschlaf aufgeweckt. Im Halbkreis stehen Sie um uns herum und der Abstand wird immer kleiner. Als erstes kommen Sie gemächlich angewatschelt, und auf einmal gehen Sie ab wie eine angezündete Feuerwerksrakete (oder wie man im Schwabenländle sagt: sie gehen ab wie Schnitzel) und schießen auf uns zu. Hinter mir spritz nur der Sand. Ich ergreife die Flucht in Richtung Meer bzw. zurück zum Beiboot. Können Leguane eigentlich schwimmen? Einige von Ihnen sind schon verdächtig nah am Wasser. Ich revidiere meinen Fluchtplan und renne zu Alex zurück. Als ich so auf Ihn zu renne, scheinen die Leguane wohl unsicher zu sein, ob ich tatsächlich stehen bleibe. Sie ergreifen kurzerhand die Flucht. Ahhh, ich habe einen Gedankenblitz: das waren nur Scheinangriffe. Eigentlich haben die Angst vor uns. Haha 😊 Mit dieser Erkenntnis bin ich auf einmal total entspannt. Wir erkunden den Strand und machen tolle Bilder von und mit den Leguanen.
Doch jetzt ruft das Meer. Ab auf’s Dinghy und zurück zum Katamaran. Schnorchelausrüstung angelegt und ab ins Wasser. Ok, wir sind nicht alle so schnell wie Roli, Thilo und Alex. Da hör ich nur einen der drei rufen: Ist das ein Hai da drüben?
Sofort stehe wir Mädels an Deck und starren ins Wasser. Alex und Roli kommen zurück zum Boot geschwommen. Die GoPros sind angelegt und die Jungs wieder im Wasser verschwunden. Freddy – so haben wir Ihn getauft – ist ca. 70-80 cm groß und ziemlich schüchtern. Mit der Schinkenwurst locken wir Freddy wieder näher ans Boot und bekommen so tolle Aufnahmen. Mhh, sieht nicht aus wie ein Riffhai oder Nurseshark.
Da wir nur 3 Minuten entfernt von einem kleinen Riff „geparkt“ haben, beschließen wir noch eine Runde zu schnorcheln. Freddy verzieht sich unter unser Boot im Schatten. Dort findet er es anscheinend gemütlich. Wir haben ein neues „Haustier“. Später finden wir heraus, dass Freddy ein Sharksucker ist. Er saugt sich mit seiner Saugplatte (vorne am Kopf) an Haien fest und „begleitet“ diese sozusagen. Weil er wohl zu Faul zum schwimmen ist.
Während die Jungs im Dinghy bereits vorfahren, warten wir Mädels an Deck. Wer kommt den da angepaddelt? „Hey Guys, you’re from Canada?“ Nö, wir sind von Deutschland. Die 3 Typen auf ihren Kajaks sind von Kanada und auf einem Fischingtrip auf den Bahamas. Wir erzählen, dass wir bis dato leider noch kein Glück haben. Kurzerhand wird ein Tauschhandel vereinbart: Die Kanadier bekommen Bahamamama-Cocktails und wir bekommen frisch gefangenen Wahoo-Fisch.
Wir schnorcheln noch 1,5h und dann ist es leider zu dunkel. Also ab zurück zum Boot. Alles wird vorbereitet für’s Abendessen. Es gibt angebratenen Kürbis, Salzkartoffeln, Knoblauchbutter und gegrillte Bagels. Kurze Zeit später sind dann auch 2 der 3 geladenen Gäste da – Andre und Jordan. Andres Cousin ist wohl ein Vielschläfer und deshalb nicht mitgekommen.
Andre bereitet uns den Fisch zu. Es gibt Ceviche. Ceviche ist kleingeschnitterer, roher Fisch, der ungefähr 30 Minuten in Limettensaft „gegaart“ wird. Sushi der Extraklasse oder sowas in der Art. Megalecker auf jeden Fall. Zubereitet hat ihn Andre, mit frisch gefangenem Wahoo. Einer der besten Fische der Bahamas wie er uns versicherte.
Nach 30 Minuten ist der Fisch fertig im Limettensaft gegart. Selbst Alex, der sonst nie Fisch isst, schmeckt es hervorragend. Das hat er wohl selbst nicht erwartet, denn er schaut ganz überrascht drein. Andre sowie Jordan erzählen uns ein bisschen was aus Ihrem Leben. Jordan ist ein Mitarbeiter bei Andres Bootsbau-Firma. Sie verkaufen ca. 100 Boote im Jahr mit einem durchschnittlichen Verkaufspreis von 100.000,- $. Nicht schlecht. Wir verbringen einen lustigen Abend an Deck mit Cocktails und Bier. Gegen 23 Uhr verabschieden wir uns und die Jungs paddeln auf Ihren Kajaks zurück zu Ihrem Boot. Und wieder geht ein toller Tag auf den Bahamas zu Ende.