Als wir heute Morgen am Staniels Cay ablegen, ist dies gleichbedeutend mit dem Wendepunkt unserer Reise. Wir haben einiges vor uns und Segeln so um die 38 Seemeilen zurück zu Shroud Cay. Der Wind ist gnädig und bläst uns mit etwa 18 Knoten in die Segel. Daraus resultieren katamaranmäßige 5 Knoten Vortrieb. Ist halt doch mehr Wohnwagen als Highspeed-Segelboot. Trotzdem lässig. Der Autopilot hält uns auf Kurs und wir relaxen an Deck. Die Überfahrt dauert so ziemlich den ganzen Tag, daher gibt es heute auch nicht so viel zu berichten. Spannend wird es allerdings als wir an Shroud Cay ankommen.
Recht spät, gegen 17:00 Uhr kommen wir an. Die Karten sagen schon voraus, dass das Gewässer hier eher flach ist. Wir entdecken unseren Ankerplatz und sind die ersten. Entweder hat sich also noch keiner dort rein getraut oder wir sind tatsächlich die ersten die heute in Shroud Cay ankern wollen. Der Tiefenmesser zeigt uns gerade noch 0,5 Meter unter Kiel an. Wie für Charterboote üblich, wissen wir, dass noch etwas Sicherheitsoffset einkalkuliert ist. Das haben wir tatsächlich auch mal mit einer „Körpergrößenmessung“ zumindest im Ansatz verifiziert. Wieviel der Offset genau beträgt? Laut Kapitän Roland: „So von der Fußsohle bis zur Wade“. Also 20-30 Zentimeter in etwa. Wir tasten uns langsam weiter rein. Der Tiefenmesser geht gegen Null. Als der Tiefenmesser tatsächlich 0,0m Tiefe unter Kiel anzeigt, wird Roli zunehmend unruhiger. Alles klar, wir brauchen jetzt eine andere verlässliche Quelle um zu wissen wie viel Platz da noch bis zum sandigen Untergrund ist. Kurzerhand schnappt sich Thilo seine Schnorchel Ausrüstung, lässt die Bootstreppe am hinteren Ende des Katamarans ins Wasser und steigt hinein. Er steckt den Kopf unter Wasser und lässt sich vom Boot hinterherziehen. Ausgemacht haben die beiden, dass er gegen den Bootsrumpf klopft, wenn es knapp wird 😉. Immer mal wieder kommt sein Kopf kurz nach oben und er Ruft: „20 Zentimeter …. 10 Zentimeter“. Knapp, aber langt. Wir werfen den Anker bei etwa 10-15 Zentimeter Wasser unter Kiel. Das Gute ist, es ist gerade Ebbe. Bis morgen früh steigt der Wasserpegel an dieser Stelle um etwa 30 Zentimeter an.
Wir genießen kurz den Erfolg der waghalsigen Aktion, denn Lust auf Grund zu laufen, hatte von uns keiner so richtig. Schlimm wäre es wohl nicht gewesen, der Boden ist hier nur sandig, keine Steine in Sicht. Trotzdem hätten wir dann vielleicht an einer ungünstigen Stelle ausharren müssen, bis die Flut uns wieder Wasser untern Kiel gespült hätte.
Wir lassen das Dinghi ins Wasser. Schließlich sind wir nicht zum Spaß an der Freude nach Shroud Cay gesegelt. Okay, schon auch ein bisschen. Aber Shroud Cay bietet uns mehr als nur den Spaß an der Segelfahrt dahin. Denn Shroud Cay ist eine Bucht vor einer Insel der Exumas. Durch diese Insel zieht sich der „Amazonas-der-Bahamas“. Ein Fluss, der sich bei Flut mit dem Dinghi in ca. 15 Minuten durchfahren lässt und an dessen einem Ende regelmäßig Schildkröten zu sehen sind. Leider ist gerade Ebbe, wir versuchen trotzdem unser Glück. Letztlich haben wir die These, dass der Fluss nur bei Flut zu befahren ist bestätigt 😊. Die meiste Zeit sind wir in wadenhochem Wasser marschiert und haben das Dinghi hinterher gezogen. Wir sind aber nur bis an den Anfang des Flusses marschiert und haben dort ein paar Aufnahmen gemacht. Drohne in die Luft, Nikolausmützen auf und Spaß haben 😉. Für den folgenden Tag planen wir einen weiteren Versuch mit dem Dinghi, dann aber bei Flut.