Ja, wir wollen Abenteuer. Wir planen Elefanten zu besuchen, einen Tauchkurs zu machen – wir planen, spontan zu sein. Weg von Pauschalreiße. Eben nicht alles durchgetaktet und vorgeplant. Ja, wir wollen Abenteuer. Aber doch bitte nicht schon bevor wir überhaupt die thailändische Grenze passiert haben. Bereits unsere Anreise ist die erste große Abenteueretappe.
Um etwa 12:00 Uhr sitzen wir am Stuttgarter Flughafen. Gepäck ist aufgegeben: 18kg er – 21,5kg sie (liegt nur am Kontaktlinsenmittel 😉). Nach einem kurzen Kaffee und einem Besuch auf der Aussichtsplattform gehen wir durch die Security-Schleuse. Ashley muss nach dem Durchleuchten des Gepäcks erst mal den kompletten Rucksack entleeren …. „das müssen Sie doch wissen, dass sie Ihr Kindle und Laptop sowie Not-Pflegeprodukte aus ihrem Rucksack nehmen müssen und separat in eine Box für den Scanner legen müssen“, pampte die nicht-so-nette Flughafenbedienstete. Ich darf dann noch mit zum Gepäck-Drogen-Check – hier wird ein Abstrich des Gepäcks genommen und auf narkotisierende Stoffe untersucht. Der wusste wohl, dass Roland mir einen Joint angeklebt hat (bei deren Hochzeitsgeschenk war ich der Joint-rauchende-Ballonführer). Naja, wir sind auf jeden Fall endlich durch den Security-Check und am Gate, als wir erfahren, dass der Flug, welcher ursprünglich um 14:10 Uhr gehen sollte, erst gegen 15:45 Uhr fliegen wird. Das wird schon echt knapp mit dem Anschlussflug in Amsterdam (Abflug Amsterdam 17:50 Uhr) bei einer geplanten Ankunft um 17:10 Uhr des Transferflugs. Ich bin kritisch, Ashley sieht‘s gelassen.
Die Zeit am Gate haben wir genutzt um die ersten Bekanntschaften zu machen. Edissa, Backpackerin, aus Tübingen, macht sich ebenfalls wie wir auf in Richtung Abenteuer Thailand. Wie wir später feststellen, kreuzen sich unsere Wege noch öfters in diesen ersten 24 Stunden.
Endlich sitzen wir in der KLM Maschine und warten gespannt darauf, Stuttgart hinter uns zu lassen. Anschnallen, Push-Back, krawumm. Ein lauter Knall, die Maschine bleibt ruckartig stehen. Die Stewardess kann sich gerade noch so an meinem Sitz festhalten, um nicht neben mir flach auf dem Gang zu liegen. Okay – was – zur – Hölle – war – das? Minuten des Wartens vergehen ehe wie dir Meldung bekommen, dass beim Push-Back einer der Reifen vom vorderen Fahrwerk geplatzt ist. Man sei gerade dabei die Lage zu checken und das weitere Vorgehen zu erörtern. Wieder eine Ewigkeit später wurde uns das bestätigt, was eigentlich eh schon jeder wusste. „So können wir nicht fliegen – das Flugzeug wird geräumt“ – alle Mann und Frau (und Kegel) zurück zum Gate. Am Gate warten wir auf weitere Infos. Ob wir heute je noch irgendwie die Reise nach Bangkok antreten? Der Glaube schwindet bei mir mit der weniger frohen Botschaft: „Ihr Flug wurde gecanceled, sie müssen nun alle den Sicherheitsbereich verlassen, ihr Gepäck holen und zum KLM Schalter an Terminal 3 gehen“. Ashley ist immer noch guter Dinge, dass wir am 20.09 in Bangkok ankommen.
Die Damen am KLM Schalter waren dem hoffnungslosen Chaos natürlich nicht gewachsen. Stornieren hier, Umbuchen dort, gefolgt von Ratlosigkeit. Zum Glück stehen wir etwas weiter hinten in der Schlange und als wir gerade loslegen wollen um unsere Lage zu erklären, sagt uns die Dame: „Sie sind bereits umgebucht – Flug mit Austrian über Wien nach Bangkok. Holen Sie bitter Ihr Gepäck bei Lost & Found und checken Sie am Lufthansa Schalter bei Terminal 2 neu ein. Boarding beginnt um 18:50 Uhr, Flug geht um 19:20 Uhr“. Völlig baff und sprachlos marschieren wir los in Richtung Lost & Found – ein Funke Hoffnung im Schlepptau. Es ist gerade 17:50 Uhr. Gepäck solle in etwa 30 Minuten am Gepäckband aufschlagen. Ohje – 18:20 Uhr kommt das Gepäck, 18:30 Uhr machen die Check-In Schalter der Lufthansa zu. Also Ashley zum Schalter, ich zum Gepäck. Ashley hatte die Aufgabe, die Dame ja nicht Feierabend machen zu lassen während ich zusammen mit Edissa und einigen anderen Thailand-Reisenden aufs Gepäck warte. Am Gepäckband erreicht uns dann die Information, dass unser Gepäck noch immer in der KLM Maschine ist und nicht entladen werden darf, weil die Maschine auf dem Rollfeld steht und derzeit mit kaputtem Reifen nicht in die sichere Zone zurückgeschoben werden kann. Wir sollen unser Gepäck vermisst melden sodass es nachgeschickt wird. Bei Lost & Found bekommen wir dann die Information, dass das Gepäck am Zielflughafen als vermisst gemeldet werden muss und nicht hier in Stuttgart. Ach lec** mich doch alle am Ar*** denke ich und renne hoch zu Ashley die hoffentlich bei Terminal 2 alles im Griff hat.
18:29 Uhr – wir haben eingecheckt und halten die Boardkarten in der Hand. Nächster halt – Security-Check – wir sind bereits geübt und dieses mal geht alles problemlos. Endlich am Gate sind wir einfach nur erleichtert. Nur die Sorge ob wir unser Gepäck jemals wieder sehen meldet sich ab und an aus dem Unterbewusstsein. Das Boarding verläuft problemlos – wir sind tatsächlich abgehoben und befinden uns derzeit auf dem Weg nach Wien. Um diesem ersten Abenteuer einen runden Abschluss zu verleihen:
Wir haben die KLM Maschine (eigentlicher verspäteter Start um 15:45 Uhr) immer noch auf dem Rollfeld stehen sehen als wir in der Austrian Maschine um 19:20 Uhr vorbeigefahren sind – ein Haufen Koffer lag auch dort rum. Die Stewardess sagte uns aber irgendwann, dass es das Gepäck der Bangkok-Flugreisenden wohl irgendwie in den Flieger geschafft hätte. Jetzt sind wir mehr als gespannt ob wir morgen gegen 14:30 Uhr unsere Koffer am Gepäckband in Bangkok irgendwo entdecken oder nicht. Ihr dürft gespannt sein (wir sind es natürlich auch – aber die Tatsache überhaupt auf dem Weg nach Bangkok zu sein übertrifft derzeit sowieso alles).
Ashley hatte recht 😊
— Ein paar Stunden später – 09:50 std Flugzeit um genau zu sein —
Wir sind eben gelandet. Im Flugzeug haben wir einen Bayer kennengelernt, der in Österreich arbeitet und in Thailand lebt. Sechs Monate arbeiten in Österreich, dann sechs Monate zur Familie nach Thailand. Seine Frau hat Andreas übrigens über seine Schwiegermutter kennengelernt. Die Schwiegermama hat ihn aus ihrem Reisfeld gerettet und ins Krankenhaus gefahren, nachdem dieser beim Abenteuerurlaub mit Freunden während des Drachenfliegens in eben jenem Reisfeld abgestürzt war. Daraus entstanden ist 25 Jahre Beziehung, 15 Jahre verheiratet und 2 Töchter. Geschichten, die ein Drehbuchautor nicht besser zusammendichten könnte. Passt doch wunderbar zum bisherigen Verlauf der Geschichte, oder nicht?
In Bangkok hat uns Andreas durch die Visa Anmeldung begleitet, hat uns noch erzählt wie und wo wir an die besten SIM-Karten kommen und war ebenso gespannt wie wir, ob unser Gepäck denn nun am Abholband ist oder nicht. Natürlich war unser Gepäck nicht da. Wundert es uns? Nein! Also ab zu Lost & Found in Thailand. Zum Glück sprechen die beiden Jungs gut Englisch. Gepäck als vermisst gemeldet und die Rückinfo bekommen, dass es schon für den Flug morgen terminiert ist und natürlich direkt auf unser Zimmer ins Hotel gebracht wird. Dann bekommen wir noch ein Notfallset von der Lufthansa mit verschiedenen Utensilien um die erste Nacht und den darauffolgenden Tag zu meistern. Eine nette Geste, finden wir. Das unser Gepäck fehlt, stört uns gar nicht so sehr. Wir sind einfach nur happy – ja, Ashley hatte Recht – dass wir am 20.09 mit ein paar Stunden Verspätung in Bangkok angekommen sind.
Im selben Taxi mit Edissa (Ihr Hostel ist nur 3 Gehminuten entfernt – wie klein ist die Welt) düsen wir in die ca. 1h entfernte Altstadt von Bangkok.
Endlich sind wir im Hotel. Frisch geduscht und gefühlt neue Menschen. Jetzt haben wir Hunger und machen uns auf um irgendwo etwas zu essen.
Solche Geschichten kann sich nur das Leben selbst ausdenken. Da habt ihr ja wirklich schon bewiesen, wie man in Krisensituationen zusammen hält. Wir haben alles mitverfolgt und waren davon schon außer Atem 😅. Gut dass ihr heil angekommen seid.
Klasse geschrieben. Bin gespannt wie euer Abenteuer weiter geht. Also keine Zeit mit schmusen verschwenden..sondern fleißig schreiben.
Wir haben das „Drama“ quasi live durch WhatsApp miterlebt und mitgefiebert. Wie gut, dass ihr die Gelassenheit der Jugend habt😁. Kommentar Udo: ich wäre ausgeflippt!!!😎😁😀
Nun, natürlich managt ihr alles super. Die Geschichte ist herrlich.
Wir wünschen euch wundervolle Tage – bitte mit etwas weniger Aufregung!
Wir sind froh, dass ihr nun doch glücklich -wenn auch noch ohne Gepäck – in Bangkok angekommen seid. Wir freuen uns schon auf die nächste Komentare von euch. Genießt eure Tage in Thailand.